Noch nicht blitzeblank – Tag der offenen Tür empfängt trotzdem bereits Gäste
Wer kennt das nicht – die Schwiegereltern oder die pingelige Großtante drohen sich an – schon verfallen nicht wenige in Aufräumwahn. Da wird jede noch so kleine Ecke vom Chaos, jede einzelne Schublade penibel vom Staub befreit, bevor Besuch sich einstellen kann. Dass in der eigenen Wohnung die Wäsche übers Wochenende ungebügelt bleibt, dass wollen wir der Schwiegermutter gern verheimlichen. Sowas erzählen wir – wenn überhaupt, gerade mal der besten Freundin. Die darf auch vorbeikommen, wenn der gestrige Wischtag verpasst wurde – und sieht uns und unsere Wohnung auch mal ungeschönt und ohne Filter. Weil man ihr, der besten Freundin, durchaus mehr vertraut, als der Schwiegerfamilie.
Ungeschönt und ohne Filter zeigte sich auch die neugegründete Sekundarschule 11K13 den interessierten Eltern und zukünftigen Schüler:Innen beim Tag der offenen Tür am vergangenen Donnerstag. Der fand nämlich ganz und gar nicht aufgeräumt auf der noch bestehenden Baustelle in der Storkower Straße statt. Dort empfingen die 12 Lehrerinnen und Lehrer der neuen Lichtenberger Schule rund 300 Gäste – zwar nicht zwischen ungebügelter Wäsche, dafür zwischen Bauzäunen und Absperrbändern, und stellten sich den Fragen der Öffentlichkeit. Gewöhnlich werden an Tagen der offenen Tür Schülerarbeiten ausgestellt und ein Bild reiht sich an das nächste. All das gab es beim Tag der offenen Tür an der neugegründeten Sekundarschule auch – allerdings im Kleinformat und im Lichte der Bauscheinwerfer. Das Ambiente mag manchen überrascht haben – und passte doch zur neuen Schule.
Denn hier lenkte vermeintlich schicke Architektur nicht von den wirklich wichtigen Dingen ab: dem Miteinander von Schülerschaft und Lehrerkollegium. Ob Zoey aus der 7B, zierlich und mit zwei blonden Zöpfen, die die Besucher den Abend über bei einem Geschichtsquiz unterhielt, ob Kolleginnen, die bei tiefergehenden Fragen zum Nachteilsausgleich bei LRS gleich an die Deutschlehrerin vermitteln konnten – beim Tag der offenen Baustellen-Tür der 11K13 zeigte sich, worauf es bei Schule wirklich ankommt: Dass man, bevor Besuch kommt, nicht alles unter den Teppich kehren muss, sondern dass man Menschen, denen man vertraut, auch dann gerne willkommen heißt, wenn die Deko noch nicht perfekt sitzt. Vertrauen zwischen Schülern, Eltern und Lehrern – ein wunderbares Fundament für eine neue Schule.
Die Lehrerschaft der 11K13 macht deutlich: Wir sind noch nicht fertig, und wir erwarten nicht, dass Ihr als neue Schüler dieser Schule bereits “fertig” seid. Ihr müsst nicht alles wissen, nicht perfekt sein, bevor Ihr hier startet. Wir vertrauen darauf, dass wir die Baustellen gemeinsam wuppen – unsere und Eure.
(Sabine Funder, Lehrerin für Englisch und Geschichte an der 11K13)
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